Wie spricht man über Sexualität, wenn sie allzu oft tabuisiert ist – und zugleich zum selbstbestimmten Leben dazugehört? Diese Frage stand im Zentrum des zweitägigen Fachtags „Let’s Talk About Sex – Praxis, Aufklärung und Schutz“, der am 24. und 25. März in Marburg vom Bildungsinstitut inForm der Bundesvereinigung Lebenshilfe veranstaltet wurde.
Haltung als Basis: Ein Auftakt mit Tiefgang und Humor
Rund 70 Fachkräfte kamen zusammen, um über eines der sensibelsten Themen in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen zu sprechen: deren Recht auf sexuelle Selbstbestimmung – und die Verantwortung, dieses Recht zu ermöglichen und zu schützen.
Der Auftakt war eindrucksvoll. Erik Bosch und Ellen Suykerbuyk aus den Niederlanden gestalteten den ersten Tag. Beide sind renommierte Experten auf dem Gebiet der Sexualpädagogik für Menschen mit Beeinträchtigungen. Ihr mitreißender Vortrag war eine Mischung aus Fachwissen, vielen persönlichen Erfahrungen, teils tragischen Fallbeispielen aber auch humorvollen Anekdoten, die das Publikum immer wieder zum Schmunzeln brachten.
Eine zentrale Erkenntnis zog sich wie ein roter Faden durch den Tag: Haltung ist alles. Es geht nicht darum, Menschen mit Behinderung Normen aufzuzwingen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Sexualität zu leben – selbstbestimmt, sicher und frei von Vorurteilen.
Workshops voller Praxiswissen und neuer Impulse
Der zweite Tag bot Gelegenheit zur Vertiefung: In praxisnahen Workshops diskutierten die Teilnehmenden unter anderem über Methoden der Sexualaufklärung, Schutzkonzepte vor sexueller Gewalt, über Fragen zu Schwangerschaft, Partnerschaft und Kinderwunsch – ebenso wie über den Umgang mit Pornografie und die Themen Sexualassistenz und -begleitung.
Gerade letztere stießen auf großes Interesse – und zeigten: Wo es um Intimität und Würde geht, sind Verunsicherungen und der Bedarf an Aufklärung und Beratung groß.
Viel positives Feedback
Für die Veranstalter war der Fachtag mehr als eine Informationsplattform. „Solche Veranstaltungen bieten Raum für Austausch, für Bestärkung – und für Veränderung“, sagt Julian Erny, Bildungsreferent des Instituts. „Wir haben viel positives Feedback erhalten. Das zeigt: Der Bedarf ist da. Wir werden diese wichtigen Diskussionen fortsetzen und bieten im Laufe des Jahres weitere Seminare zu diesen Themen an. Wir hoffen, dass wir damit den aktuellen Herausforderungen aus der Praxis begegnen können und so wertvolle Impulse für die Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen geben.“