Sexualität ist ein natürlicher Teil des Lebens – auch für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung. Doch wie begleiten wir sie dabei? Welche Unterstützung brauchen Fachkräfte, um sicher und wertschätzend mit Themen wie Sexualaufklärung, Intimität und Schutz vor sexueller Gewalt umzugehen?
Unser zweitägiger Fachtag beleuchtet diese und weitere Fragen praxisnah.
Am ersten Tag teilen Erik Bosch und Ellen Suykerbuyk aus den Niederlanden ihre langjährige Expertise. Erik Bosch und Ellen Suykerbuyk gelten als anerkannte Spezialisten auf dem Gebiet der Sexualaufklärung und bieten gemeinsam Einblicke in die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Sexualität und Intimität. Sie geben praktische Antworten auf Fragen wie:
Durch Diskussionen und praxisorientierte Lösungsansätze möchten die Referenten Sie darin stärken, Menschen mit Behinderung selbstbestimmt in ihrer Sexualität zu unterstützen.
Der zweite Tag bietet die Möglichkeit, in spezifische Fragestellungen tiefer einzutauchen. Die Workshops bieten einen Rahmen in kleinerer Gruppengröße und decken ein breites Themenspektrum ab:
Der Fachtag liefert wertvolle Impulse für Ihre tägliche Arbeit. Nutzen Sie die Gelegenheit, um sich fortzubilden und neue Ansätze kennenzulernen.
Stand 10.10.2024 - Änderungen vorbehalten
Sexualität, Intimität und Beziehungen im Leben von Menschen mit einer Behinderung
Erik Bosch und Ellen Suykerbuyk
„Sexuelle Aufklärung und sexuelle Gewalt haben viel miteinander zu tun.
Erstens: Mit sexueller Aufklärung können viele Formen der sexuellen Gewalt erkannt
werden. Zweitens: Mit sexueller Aufklärung kann vielen Formen der sexuellen Gewalt
vorgebeugt werden. Somit ist die Aufklärung bereits eine Form der Prävention.“
Viele Menschen mit einer Beeinträchtigung in einem Betreuungskontext kennen
Sexualprobleme und es kann zu Unsicherheiten von Seiten des Fachpersonals, der Lehrkräfte
oder der Eltern kommen, wie mit daraus resultierenden Herausforderungen konstruktiv
umgegangen werden kann.
Workshop - Sessions mit verschiedenen Schwerpunkten
Liebelle - Beratungsstelle für selbstbestimmte Sexualität von Menschen mit Lernschwierigkeiten
Die bunte Welt der sexualpädagogischen Materialien und Methoden bietet mittlerweile eine Vielzahl an Zugängen zu verschiedenen Personenkreisen. Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten rücken erfreulicherweise immer mehr in den Fokus. In diesem Workshop haben Sie die Möglichkeit vielfältige Methoden und Materialien kennenzulernen, die die Berater*innen der Liebelle in Mainz im Arbeitsalltag nutzen. Gemeinsam wollen wir das Material erproben und dazu in den Austausch gehen.
Tamara Solidor
Vielen Menschen wird die Auslebung ihrer sexuellen Selbstbestimmung erschwert. Dabei ist Sexualität im Alter, mit Behinderung oder jenseits gesellschaftlich diktierter Körper- und Verhaltensnormen genauso wertvoll und wichtig wie jede andere. In ihrem Input beleuchtet Tamara Solidor die Arbeit von Sexualbegleitung und Sexualassistenz, bei der sichere und vorurteilsfreie Räume für konsensuelle sexuelle Entfaltung geschaffen werden sollen aus der praktischen Perspektive. "Wie läuft ein solches Treffen ab?" "Was kostet das und wer bezahlt das?" "Wie finde ich eine passende Dienstleister*in und was gilt es dabei zu beachten?" Neben grundlegenden Fragen werden auch individuelle Gedanken zum Thema beantwortet und fundiert erklärt. Tamara Solidor zeigt die Vielfalt dieser Arbeit und ihre Bedeutung für eine inklusive Gesellschaft.
Bente Ollmann
Gibt es nur Männer und Frauen? Und was bedeutet eigentlich FLINTA* oder LGBTQIA+?
Die menschliche Sexualität ist so vielfältig wie unsere Gesellschaft. In diesem Seminar geht es um Geschlechtsidentitäten, sexuelle Orientierungen und den Umgang mit sexueller Vielfalt, insbesondere im Kontext von Behinderung.
Was bedeutet transident? Was bedeutet intersexuell? Wie können Menschen mit Behinderung bei der sexuellen Identität und Identitätsfindung unterstützt werden? Wie können Sie als Pädagog*innen durch Ihr pädagogisches Handeln dazu beitragen, einen geschützten Rahmen für sexuelle Vielfalt zu schaffen? „Alles eine Frage der Haltung“?
Natürlich ist eine grundsätzliche aufgeschlossene Haltung unabdingbar dabei, aber Hintergrundwissen und auch die Reflexion Ihrer eigenen pädagogischen Rolle im Umgang mit sexueller Vielfalt dürfen nicht fehlen.
In dem Workshop werden wir uns mit Hilfe verschiedener Methoden dem Thema nähern und für Sie eine pädagogische Handlungssicherheit erarbeiten. Ich freue mich auf Sie!
Ulla Riesberg und Kadidja Rohmann
Das Recht auf Kinderwunsch und Elternschaft gilt für alle. Für viele Menschen, die als geistig behindert gelten, ist die Umsetzung dieses Rechts jedoch nicht selbstverständlich. Sie stossen nach wie vor auf institutionelle und gesellschaftliche Barrieren, wenn es darum geht, Familie zu leben. Auch Fachkräfte sind oftmals verunsichert und stehen vor Herausforderungen und Fragen:
Welche Unterstützungskonzepte und Methoden gibt es? Wo liegen Möglichkeiten und Grenzen einer Begleiteten Elternschaft? Der Workshop gibt Informationen und bietet die Möglichkeit, sich auszutauschen sowie die eigene Haltung zu Kinderwunsch und Elternschaft von Menschen mit Lernschwierigkeiten zu reflektieren.
Jens Hudemann von Okay! Schutzkonzepte
Verschiedene Studien zeigen, dass das Risiko, sexuelle Gewalt zu erfahren, für Menschen mit sogenannter geistiger Beeinträchtigung um ein Dreifaches höher ist. Sexuelle Bildung muss also zwangsläufig immer auch den Gewaltschutzaspekt mitdenken und Risiken für sexuell grenzverletzendes und übergriffiges Verhalten in den Blick nehmen.
Auf der Basis eines kurzen Inputs werden in diesem Workshop praxiserprobte Methoden zum Schutz vor sexueller Gewalt vorgestellt und diskutiert. Ein zentraler Aspekt bei allen Maßnahmen ist dabei das Recht auf Mitbestimmung.
Liebelle - Beratungsstelle für selbstbestimmte Sexualität von Menschen mit Lernschwierigkeiten
Die Daten der Internetkonzerne und diverse Studien zeigen, dass weltweit sehr viele Menschen im Lebensverlauf mit Pornografie in Berührung kommen. Für einige dieser Menschen, wird die regelmäßige Nutzung von Pornografie zu einem Bestandteil ihres Sexuallebens.
Die Motive für die Art der Nutzung variieren und sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Der Workshop bietet Gelegenheit, sich gemeinsam einen Überblick darüber zu verschaffen.
Für die Alltagsbegleitung von Menschen mit Lernschwierigkeiten können sich durch die Nutzung von Pornos auch für das Unterstützungsumfeld Herausforderungen ergeben. Der interaktive Workshop ermöglicht einen Blick darauf und stellt einen Rahmen zur Verfügung, Impulse für eine gelingende Auseinandersetzung und professionelle Begleitung zu sammeln.
Petra Schyma von donum vitae
„Ich will auch heiraten!“ – „Ich wünsche mir ein Kind!“ – Alle Menschen haben das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob sie eine Ehe/Partnerschaft eingehen, eine Familie gründen und ob und wie viele Kinder sie haben wollen. Dieses Recht steht auch Menschen mit Lernschwierigkeiten zu. Diese Rechte sind grundgesetzlich geschützt und auch in Art. 23 BRK grundgelegt.
Der Workshop befasst sich mit der besonderen Herausforderung, Menschen mit Lernschwierigkeiten im Verlauf einer – z.T. ungeplanten – Schwangerschaft oder auch im Schwangerschaftskonflikt zu begleiten, Netzwerke und/oder gesetzliche Betreuer zu beraten und Einblick in die Praxis der Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen zu geben. Ein weiterer Schwerpunkt sind die rechtlichen Grundlagen einer Eheschließung. Was sind das Wesen und die Bedeutung einer Ehe, die es zu begreifen gilt und wie können Paare dabei unterstützt werden? Dabei werden Methoden und Beratungsansätze aufgezeigt.
Marburg
Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) Software Center 3 35037 Marburg
250859
Bildungsinstitut inForm